Stephen Clark kam im August 1987 an die GESS und hat in seinen 34 Jahren als Lehrer hier Generationen von GESS-SchülerInnen unterrichtet.
Als er an der GESS anfing, hieß die Schule noch Deutsche Schule Singapur und war eine kleine Schule – es gab damals nicht mehr als 26 Lehrer und oft nur eine Klasse pro Jahrgangsstufe. Herr Clark erinnert sich daran, dass er einmal nur 6 SchülerInnen in seiner 8. Klasse hatte.
Auf die Frage, was damals an der Schule anders war, antwortete Herr Clark, dass es damals noch keine Schulkantine gab. Das Essen musste während der Mittagszeit geliefert werden und meist brachten die Kinder ihr eigenes Essen mit.
Auch an Tieren mangelte es auf dem Campus nicht – Affen waren ein häufiger Anblick, und Herr Clark erinnert sich gerne daran, als einmal ein Tukan auf einem der Gebäude hockte und seinen Unterricht beobachtete.
„Es war irgendwie wie ein kleines Dorf. Das war schon schön.“
Wie man es von einer so kleinen Schule erwarten würde, waren die KollegInnen wie eine Familie. Und mehr noch: Auch deren Familien wurden Teil der Schule. Herr Clark erzählt uns, dass die EhepartnerInnen der LehrerInnen in der Regel zu jeder Veranstaltung in der Schule eingeladen wurden.
„Ich kann mich erinnern, dass Helmut Kohl, der deutsche Bundeskanzler, einmal zu uns kam und einen großen Empfang gab. Ich weiß nicht mehr, wo das war. Ich glaube, es war das Raffles Hotel, aber wir waren sogar alle eingeladen. Ich glaube, die deutsche Gemeinschaft war damals sehr eng und sehr integrativ.“
Und es gab sogar Tage, an denen alle Mitarbeiter in das Haus des Schulleiters passten und einen gemütlichen Abend mit Essen und Getränken verbringen konnten – angesichts der Anzahl der an der GESS beschäftigten MitarbeiterInnen heutzutage eigentlich undenkbar!
„Wir hatten große Partys im Haus des Schulleiters. Er organisierte Essen und Getränke für uns alle. Zu Beginn des Jahres und am Ende des Jahres. Auf diese Weise fühlte man sich irgendwie wie eine Familie.“
Herr Clark erinnerte sich auch gerne an die Zeit, als unser damaliger Busmanager zur Geburt seines Enkels eine riesige Feier für das gesamte Personal auf dem Schulgelände veranstaltete. Diese Art von Veranstaltung ist ein wahres Zeichen einer eng verbundenen Gemeinschaftsschule, in der die Schulgemeinschaft zu einer Erweiterung der eigenen Familie wird.
„Ich glaube, das eine Ereignis, das mir wirklich im Gedächtnis geblieben ist, handelt von unserem ziemlich exzentrischen Busmanager namens Mr. Robert. Jeder, der schon länger hier ist, wird wissen, dass er eine Art überlebensgroße Persönlichkeit war. Als sein Enkelsohn geboren wurde, hat er an einem Sonntag, ich glaube von 11 bis 15 Uhr, für alle LehrerInnen und ihre EhepartnerInnen und auch für die Kinder Essen und Trinken organisiert. Wir kamen alle zusammen, um die Geburt seines ersten Enkels zu feiern. Für mich fasst das die deutsche Schule sehr gut zusammen: Jeder war ein Teil davon.“
34 Jahre an einer Schule zu verbringen, die so schnell gewachsen ist wie die GESS, ist eine ganz schöne Reise. Diese Jahre sind voller Erfahrungen, Feiern, Triumphe, Lernen und Details. Für Herrn Clark ist einer der Triumphe, an den er bis heute gerne zurückdenkt, die Zeit, als er einige Fußball-Außenseiter doch noch zum Siegertreppchen führte.
„Ich glaube, mein größter Erfolg war, dass ich den Tanglin Cup für die unter Zwölfjährigen (U12) gewonnen habe. Zu diesem Zeitpunkt waren wir eine kleine Schule. Wir hatten nicht viel Auswahl an Spielern. Und wir traten gegen Schulen wie UWC, Tanglin, OFS an, das waren damals große Schulen, die viele gute Spieler hatten. Und in einem Jahr haben wir sogar das Turnier gewonnen. Das war für mich mein größter sportlicher Erfolg. Das war schon etwas Besonderes.“
Die Abenteuer an der Schule beschränkten sich nicht nur auf den Stadtstaat. Es gab Ausflüge in die Nachbarländer, sowohl mit SchülerInnen als auch mit KollegInnen, die ganz anders waren als heute, unbeschwerter. Bis heute schwärmt Herr Clark davon, wie schön diese Reisen zu einer ganz anderen Zeit waren.
„Ich glaube, einer der besten [Schul-]Ausflüge, die ich gemacht habe, war nach Taman Negara. Wir nahmen den Nachtzug von Singapur aus. Um 4 Uhr morgens stiegen wir aus und wurden von einigen Minibussen abgeholt, die uns zu einem Fluss fuhren. Und dann folgte eine dreistündige Fahrt auf sehr schmalen Holzbooten, in denen wir in einer Reihe saßen. 3 Stunden mitten in den Dschungel. Da habe ich mir gedacht: Ja, das ist Asien. Das ist so großartig!“
„In einem anderen Jahr fuhren wir auf eine Art MitarbeiterInnen-Wochenende nach Rawa, was ebenfalls klasse war, und ich glaube nicht, dass es so etwas heute noch gibt. Wir haben das ein paar Mal gemacht. Das war schön. So lernt man sie [die KollegInnen] in einer anderen Umgebung kennen. Wir haben damals im Grunde die ganze Insel gebucht, denn damals gab es nur einen einzigen Anbieter für Hütten zur Unterkunft. Und wir reden hier von Holzhütten. Wir sind einfach rausgefahren und haben gegrillt, vielleicht mit Getränken und Alkohol. Und man geht schwimmen, schnorcheln und so weiter und sitzt herum und unterhält sich. Es war eine sehr schöne Erfahrung, die uns zusammengeschweißt hat.“