Giselle Blümke, eine unserer Abiturientinnen, spielt seit Dezember 2022 als Profifußballerin in der Women’s Premiere League (WPL) in Singapur. Wir haben mit ihr über ihren Weg dorthin gesprochen und wie es ist, für die Tampines Rovers zu spielen.
Wie lange bist du schon an der GESS und in Singapur?
Ich bin in Singapur geboren und aufgewachsen und besuche die GESS seit dem Kindergarten, das war im Jahr 2010. Ich habe im Kindergartengebäude auf dem alten Hauptcampus angefangen und bin dann zum Junior Campus in der Jalan Jurong Kechil gewechselt. Danach bin ich zum Hauptcampus am Bukit Tinggi Hill zurückgekehrt, und jetzt mache ich endlich mein Abitur an unserem neuen Campus an der Dairy Farm.
Wann hast du angefangen, Fußball zu spielen, und was hat dein Interesse daran geweckt?
Ich habe in der ersten Klasse in der Mädchenfußball-AG der GESS mit dem Fußballspielen begonnen, nachdem ich in den Pausen mit den anderen Jungen in der Vorschule gerne Fußball gespielt hatte. Ich weiß nicht mehr genau, was mich dazu gebracht hat, diesen Sport zu betreiben, aber der Film „Die Wilden Kerle“, in dem ein Mädchen mit einer Gruppe von Jungen Fußball spielt, hat mich dazu motiviert, mit dem Fußballspielen anzufangen und mich meinen Freunden in der Schule anzuschließen, wenn sie in den Pausen spielten. Da ich in einem deutsch-brasilianischen Haushalt aufgewachsen bin, war Fußball immer ein Gesprächsthema, was unter anderem dazu führte, dass ich mit dem Fußballspielen anfangen wollte. Nachdem ich eine Zeit lang in der Schulmannschaft gespielt hatte, trat ich meinem ersten Fußballverein „CUFA“ bei, in dem die meisten meiner Freunde bereits spielten. Es war eine Jungenmannschaft, aber da das Team aus einigen meiner Schulfreunde bestand, fühlte es sich ganz natürlich an, und es machte mir viel Spaß.
Erst kürzlich hast du dein Profidebüt in der Women’s Premiere League (WPL) in Singapur bei den Tampines Rovers gegeben. Wie bist du Teil des Teams geworden und wie war es bisher, auf einem so professionellen Niveau zu spielen?
Die letzten Monate waren sehr aufregend. Ich habe im Dezember letzten Jahres im Alter von 17 Jahren bei der JSSL (Junior Soccer School League – Fußballschule in Singapur) Tampines Rovers FC unterschrieben. Seitdem haben wir vor der Saison eine Reise nach Kuala Lumpur unternommen, Freundschaftsspiele gegen verschiedene Mannschaften bestritten und einige WPL-Spiele gespielt. Die Saisonvorbereitung in Kuala Lumpur fand eine Woche vor meinen Abiturprüfungen statt, was für mich sehr stressig war, sich aber absolut gelohnt hat, da ich meine Mannschaftskameradinnen sehr gut kennengelernt und lebenslange Erinnerungen gesammelt habe. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich nach meinem ersten Spiel zur Spielerin der Woche und zur Torschützenkönigin gewählt wurde, weil ich als Innenverteidigerin 3 Tore geschossen habe. Das war etwas Besonderes für mich, denn es war mein erstes Profispiel, eine neue Mannschaft und auch eine neue Position für mich. Früher habe ich als Stürmerin gespielt, jetzt habe ich eine neue Position als Verteidigerin eingenommen. Nicht nur der Stress und die Aufregung, die ich bei den Spielen erlebe, wurden durch den Wechsel in die Profiliga beeinflusst. Auch mein Spieltagsprogramm hat sich geändert. Wenn unser Spiel um 19 Uhr beginnt, treffen wir uns normalerweise 5 Stunden früher, um 15 Uhr. Wir treffen uns auf unserem Trainingsgelände in der Arena, bekommen ein Mittagessen serviert, haben eine Besprechung vor dem Spiel und fahren dann gemeinsam in einem Bus zum Spielfeld. Bevor ich in die Profiliga gewechselt bin, haben mich meine Eltern immer eine Stunde vor Spielbeginn am Platz abgesetzt, das hat sich jetzt geändert.
Eine sehr positive Sache, die mit dem Spielen in einer Profimannschaft einhergeht, ist die Unterstützung durch die Fans. Man kann definitiv sagen, dass die Tampines Rovers in der Geschichte des Fußballs in Singapur ihre Spuren hinterlassen haben. Der Verein, der seine Wurzeln in der Herrenmannschaft hat, hat sich in diesem Jahr mit der Einführung eines Frauenteams neu aufgestellt. Die treuen Fans sind diesem neuen Weg gefolgt und unterstützen unser Team mit großem Engagement. Angefangen bei den Online-Fan-Accounts, die uns mit ihren Stimmen unterstützen, bis hin zu den Fans, die zu unseren Spielen kommen und lautstark skandieren, während sie nebenbei einen Beat trommeln. Sie bringen wirklich eine gute Stimmung mit. Sogar die Jugendspieler/-innen der JSSL-Akademie feuern uns auf der Tribüne an. Es ist wirklich schön, mit den jüngeren Spieler/-innen, die zu uns aufschauen, zu interagieren und diese Leidenschaft mit ihnen zu teilen. Ich hatte auch das Vergnügen, die Mädchen zu trainieren, die uns beim JSSL-7er-Turnier unterstützt haben, und das war definitiv eine unvergessliche Erfahrung. In dieser Saison haben die Tampines Rovers und die JSSL gemeinsam das neue WPL-Team „JSSL Tampines Rovers“ gegründet. Ich bin damit aufgewachsen, in den JSSL-Ligen in meinen ersten Vereinen „CUFA“ und „Anza“ Fußball zu spielen, sowohl in der Mädchen- als auch in der Jungenliga. Nachdem ich also mit dem Trainer der JSSL Tampines Rovers, Joe O’Sullivan, in Kontakt gekommen war, ging es mit der Unterzeichnung ziemlich schnell, da die JSSL mich bereits durch meine Teilnahme an den JSSL-Ligen und durch den Gewinn von Turnieren wie dem JSSL 7’s (7-a-side-Turnier der JSSL – größtes Jugendturnier in Asien) in den Jahren vor meinem Wechsel zu den JSSL Rovers kannte.
Welche Unterstützung hast du an der GESS bekommen?
Wie ich bereits erwähnt habe, habe ich in der ersten Klasse mit dem Fußballspielen in der GESS-Mädchenfußballmannschaft CCA angefangen. Ich habe jedes Jahr in der Schulmannschaft der GESS gespielt bis die COVID-19-Pandemie ausbrach. Nach dem Lockdown konnten wir leider nicht mehr genug Spielerinnen für eine U19-Mannschaft finden, die in der ACSIS-Liga spielen konnte. Ich hoffe, dass es in naher Zukunft wieder eine Mannschaft geben wird und dass sie das bietet, was ich vor 5 Jahren gefunden habe: nicht nur eine Fußballmannschaft, sondern eine Familie. Ich habe in der Vergangenheit mit älteren Mannschaftskameradinnen gespielt, von denen die meisten ihr Studium in Europa fortgesetzt haben. Da ich bald meinen Abschluss mache und ebenfalls in Europa sein werde, habe ich bereits Pläne gemacht, mich mit einigen von ihnen zu treffen, worauf ich mich sehr freue.
Als ich für die GESS Fußball gespielt habe, waren die besonders heiß-ersehnten Veranstaltungen die VW-Cups mit ihren Bratwurstständen und die Milo-Cups. Die VW-Cups werden von der GESS ausgerichtet und fanden damals jährlich im Schweizer Club statt. Dort spielten wir Futsal-Kleinfeldspiele gegen andere Schulen. Ich erinnere mich noch an den Geruch des Würstchengrills draußen, den die älteren Schüler/-innen organisiert haben. Der Milo-Cup war auch ein prägender Teil meiner Kindheit, aber leider habe ich gehört, dass dieser Cup nicht mehr ausgetragen wird. Dieses Turnier wurde auf dem Astro-Feld des Swiss Club ausgetragen. Es wurde von Milo gesponsert, was ihm seinen Namen gab. Bei dem Turnier bekamen wir kostenlos Milo, Eis, Hüte und wiederverwendbare Flaschen, die in unseren Geschenktüten enthalten waren.
In den Jahren, in denen ich an der GESS Fußball gespielt habe, hatte ich viele tolle Trainer. Jeder einzelne hat mir etwas beigebracht, das dazu beigetragen hat, wie ich heute Fußball spiele. Ich muss sagen, dass Herr Teichert eine wichtige Rolle in meiner Fußballreise an der GESS gespielt hat. Er begann als mein Trainer, als er mich als Fünftklässlerin bat, in der U16-Mannschaft zu spielen. Einige meiner Mannschaftskameradinnen und ich fuhren also nach der Schule mit dem Bus zum Hauptcampus, um mit den älteren Mädchen zu trainieren und zu spielen. Er half uns nicht nur auf dem Spielfeld, indem er uns motivierte und unterstützte, sondern er schaute auch nach uns, wenn wir ihn außerhalb des Fußballs in den Schulfluren sahen.
Wie geht es nach dem Abitur für dich weiter? Wirst du weiterhin Fußball spielen?
Nach meinem Abschluss in diesem Jahr (2023) werde ich in Amsterdam Wirtschaftswissenschaften studieren. Nachdem ich mein ganzes Leben in Singapur verbracht habe, wird es ziemlich schwierig sein, mich an ein neues Land, einen völlig anderen Kontinent zu gewöhnen und weit weg von meiner Familie zu sein. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob ich an der Universität weiter Fußball spielen würde. Wenn man mich vor einem Jahr gefragt hätte, hätte ich nein gesagt. Aber seit ich dieses Jahr bei einem Profiverein unterschrieben habe, ist meine Liebe zum Fußball gewachsen, auch wenn ich während der Pandemie den Kontakt dazu verloren hatte. Ich habe bereits ein Frauenteam in Amsterdam gefunden, das mich unter Vertrag nehmen will, wo ich weiter Fußball spielen kann, während ich mein neues Leben in Amsterdam beginne. Ich bin sehr gespannt auf das, was kommen wird und wohin mich dieses neue Kapitel in meinem Leben führen wird.