ALUMNI – Indra Lachhein

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Mein Name ist Indra Lachhein. Ich war von 2009 bis zu meinem Abschluss 2019 an der GESS, ich konnte also noch ein Jahr auf dem neuen Campus verbringen.

Wie ging es nach deiner Zeit an der GESS für dich weiter und was machst du gerade?

Nach meinem Abschluss habe ich im Oktober 2019 angefangen Politik und Verwaltung an der Universität Konstanz zu studieren. Konstanz ist eine sehr schöne, aber kleine und gemütliche Stadt im Süden Deutschlands, direkt am Bodensee. Ich kann Konstanz auf jeden Fall jedem empfehlen, der an die Uni gehen möchte. Die Universität wird für ihre akademischen Leistungen hoch bewertet, aber man kann dort auch eine tolle Zeit mit seinen Freund/-innen verbringen.

Letztes Jahr habe ich ein Praktikum bei der Deutsch-Singapurischen Handelskammer gemacht. Meine Aufgabe war es, das Team zu unterstützen, das für das Projektmanagement zuständig ist. Normalerweise gibt es kein spezielles Team für Projektmanagement, aber 2022 war etwas Besonderes, weil die Asien-Pazifik-Konferenz für deutsche Unternehmen in Singapur stattfand. Die Konferenz findet alle zwei Jahre statt, und wegen Covid konnte sie seit 2018 nicht mehr persönlich abgehalten werden. Da es sich um die größte Konferenz des Jahres handelt, an der viele multinationale Unternehmen und Minister/-innen teilnehmen, war ich für die SGCC im Bereich Projektmanagement tätig.

Mein Praktikum ging Mitte Oktober zuende, denn ich musste wieder zurück nach Konstanz, um ab Ende Oktober/Anfang November meine Bachelorarbeit zu schreiben. Wegen Covid bin eigentlich nur zwischen Deutschland und Singapur und auch Kanada hin und her gependelt.

Ich habe auf jeden Fall Lust, nach meinem Abschluss irgendwann wieder nach Singapur zurückzukommen. Es zieht mich immer wieder hier hin, und ich habe das Gefühl, dass es mein Schicksal ist, irgendwann zurückzukommen.

Woran erinnerst du dich am liebsten, wenn du an deine Zeit an der GESS zurückdenkst?

Es ist ziemlich schwierig, eine bestimmte Erinnerung herauszusuchen, da ich in den 10 Jahren, die ich an der GESS war, so viele gesammelt habe. Aber besonders in Erinnerung geblieben sind mir unsere von der GESS organisierten Reisen. Zum Beispiel die Reise nach Indien und unser Projekt dort. Das war etwas, das uns alle wirklich geprägt hat, denn es war eine sehr bereichernde Erfahrung. Wir konnten aus erster Hand sehen, wie alles, woran wir gearbeitet hatten, Früchte trug. Ich war zweimal in Indien, einmal mit meiner Realschulklasse und im Jahr darauf, als ich in den gymnasialen Zweig gewechselt habe. So konnte ich tatsächlich sehen, wozu wir beigetragen haben; das war sehr schön und berührend zu sehen. Es brachte viele verschiedene Perspektiven in unseren Schulalltag, was uns meiner Meinung nach geholfen hat zu reifen. Wir waren als Freiwillige dort, und ich hatte das Gefühl, dass wir tatsächlich etwas für den gesellschaftlichen Wandel getan haben.

Was vermisst du am meisten an deiner Zeit an der GESS?

Auf jeden Fall die Gemeinschaft! All die Lehrkräfte, die Schüler/-innen. Einfach die rundum kleine und eng vernetzte GESS-Blase. Man kannte immer jeden. Das vermisse ich wirklich, denn wenn man an die Uni geht, lernt man Leute aus den verschiedensten Bereichen des Lebens kennen, aber man vermisst auch den gleichen Hintergrund, den die meisten Leute hier an der GESS haben. Es ist einfach so anders, wenn man aus der Schule kommt. Vor allem, wenn man eine internationale Schule wie die GESS verlässt, wo einige Leute von Anfang an dabei waren. Es war definitiv eine Umstellung, sich an eine ganz neue Umgebung anzupassen. Deutschland ist mein Heimatland, aber ich habe dort seit 2005 nicht mehr gelebt. Man bekommt also definitiv einen Kulturschock, auch wenn es eigentlich die eigene Kultur, die eigene Heimat sein sollte, aber dort zu leben ist etwas ganz anderes, als nur einmal im Jahr im Sommer hinzufahren.

Was vermisst du an Singapur und deinem Leben hier, wenn du in Deutschland bist?

Das, was jeder erwähnt: Das Essen! Aus irgendeinem Grund gibt es drei singapurische Restaurants in Konstanz. Ich weiß nicht, warum, aber die können natürlich nicht mit dem Essen hier mithalten.

Ich vermisse auch die Einfachheit des Schullebens, als man ab der 11. oder 10. Klasse Freistunden hatte und während dieser Stunden außerhalb der Schule etwas zu Mittag essen konnte. Zum Hawker zu gehen, zurück in die Schule zu kommen, Essen für alle mitzubringen, die keine Freistunde hatten – diese Art von kleinen Dingen und die damit verbundenen Erinnerungen vermisse ich sehr an Singapur.

Da wir Schüler/-innen waren, hatten wir nicht wirklich viele Sorgen; fast keine Verpflichtungen außer der Schule zu haben, war definitiv eine sehr entspannte und lustige Zeit. Singapur ist einfach ein großartiger Ort, um dort zu leben und aufzuwachsen. Es gibt so viele Möglichkeiten, im Hawker sitzen, wie ich gerade erwähnt habe, Ausgehen mit Freunden; und es ist sehr sicher. Das sind alles Dinge, die ich sehr zu schätzen weiß.

Hattest du Lieblingsecken auf dem Campus oder in Singapur?

Die meiste Zeit meiner Schulzeit habe ich auf dem alten Campus verbracht. Von dort aus sind wir immer den Hügel hinuntergelaufen und haben beim Binjai Hawker angehalten. Ich bin mir sicher, dass sich viele der Ehemaligen aus meinem Jahrgang daran erinnern. Neben dem Binjai Hawker gab es eine Gasse, in der wir uns nach der Schule immer etwas zu essen holten, dort saßen und uns unterhielten, fast jeden Tag. Das war definitiv einer meiner Lieblingsplätze. Zwischen dem Binjai-Park und der Sixth Avenue gibt es auch einen Außensitzbereich, der wie ein Hawker aussieht und der für die deutsche Gemeinde Tantchen heißt. Während Covid war das für all die Leute, die zurückkamen, eine Art Treffpunkt. Mit all den Einschränkungen, konnte man ja nicht so viel unternehmen und die Zeit im Tantchen erinnerte uns an die Schulzeit.

Was glaubst du welchen Einfluss deine Zeit in Singapur und an der GESS auf dein Leben hatten?

Ich werde den Slogan der GESS für meine Antwort verwenden: Die GESS hat mir Wurzeln und Flügel gegeben. Das fasst so ziemlich alles zusammen. Einschließlich der Covid-Zeiten lebe ich jetzt seit über 12 Jahren in Singapur und war 10 Jahre an der GESS, und davor war ich in Hongkong, also immer in Ländern, aus denen ich ursprünglich nicht stamme. Die GESS war immer ein Zuhause für mich, und ich bin mir ziemlich sicher, auch für alle meine Mitschüler/-innen, und als jemand, der mit einer anderen Kultur aufgewachsen ist, war die GESS immer ein Ort, mit dem wir uns identifizieren konnten. Es war unsere Gemeinschaft. Wir alle hatten diesen Hintergrund und die Schwierigkeiten, nicht an dem Ort aufzuwachsen, aus dem wir eigentlich stammten, aber das verband uns. Und ich glaube, wenn man in sein Heimatland zurückkehrt, merkt man, dass Menschen, die in internationalen Gemeinschaften oder an internationalen Schulen wie der GESS aufwachsen, sich sehr gleichgesinnt sind. Das hat mir die GESS auf jeden Fall gegeben, und sie hat mir auch den gesamten Werkzeugkoffer mitgegeben, den ich für mein Leben brauche. Deshalb bin ich nicht nur mit vielen meiner Schulfreund/-innen verbunden, sondern auch mit den Lehrkräften, denn das war es, was die GESS zu einer großartigen Zeit machte. Es war nicht nur eine Schule, sondern auch ein Zuhause, in dem wir uns alle wohlfühlen konnten.

Du hast einen Werkzeugkoffer erwähnt. Welche Werkzeuge hat die GESS dir denn mitgegeben, die jetzt sehr nützlich für dich sind?

Offenheit für alle Arten von Kulturen. Etwas, das ich allen meinen Lehrer/-innen zuschreibe, ist, dass sie dazu beigetragen haben, dass ich in der Lage bin, kritisch zu denken. An der GESS war das sehr wichtig. Besonders hervorheben möchte ich Herrn Riekmann und Frau Hoffart im Englisch- und Deutschunterricht, in dem es um Diskussionen und kritisches Hinterfragen von Dingen ging. Das ist etwas, was man an der Uni auf jeden Fall braucht und nicht viele Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben das gelernt. Ich bin der GESS mehr als dankbar dafür, dass sie mir das nicht nur beigebracht hat, sondern mich auch mit den ganzen Fähigkeiten ausgestattet hat, denn das ist heutzutage nicht selbstverständlich.

Was macht die GESS so besonders für dich?

Ich werde jeden Tag daran erinnert, dass ich an der GESS war. Jeden Tag fällt mir etwas auf, das ich an der GESS gelernt habe. Das Besondere an der GESS ist für mich auch, dass ich an einem fremden Ort aufgewachsen bin und in dieser deutsch-singapurischen Gemeinschaft, die mir so viele verschiedene Möglichkeiten eröffnet hat. Dieses breite Spektrum an Möglichkeiten zu haben, war für so viele Dinge, mit denen ich zu tun hatte, von Vorteil. Ich bin der GESS sehr dankbar.

Welchen Rat oder welche Erfahrungen kannst du unseren momentanen Schüler/-innen mitgeben?

Mein Ratschlag ist sehr persönlich, aber ich denke, er gilt für viele GESS-Schüler/-innen, vor allem für die Schüler/-innen der 8. und 9. Klasse. Ich war in der 9. Klasse wirklich nicht gut in der Schule und dachte, dass ich deswegen scheitern würde. Ich hoffe, dass sich das Image der Realschule ein wenig geändert hat, aber damals hatte es immer einen negativen Beigeschmack. Aber nur weil man in der 9. oder 8. Klasse vielleicht nicht so gut ist, heißt das nicht, dass man nicht weitermachen kann. Ich habe in diesem Jahr alles umgedreht. Habt nicht das Gefühl, dass ihr ein Jahr eures Lebens vergeudet habt, denn dieses Jahr wird für eure Entwicklung entscheidend sein und euch wahrscheinlich viel mehr bringen, als wenn ihr es beim ersten Mal bis zum Abitur geschafft hättet. Im deutschen Schulsystem gibt es so viele Möglichkeiten. Man kannt immer den Weg des Abiturs einschlagen, wenn man will. Man musst sich nur anstrengen, und wenn es beim ersten Mal nicht klappt, kein Problem, macht euch nichts draus. Versucht es einfach noch einmal und ihr werdet es schaffen, und die Lehrer/-innen werden euch helfen. Wenn ihr den Weg über die Realschule gehen müsst, sind die Klassen immer etwas kleiner. Ich könnt eure Fähigkeiten entwickeln und bekommt Hilfe dabei, das alles zu überstehen. Gebt nur nicht auf. Die GESS, die Lehrer/-innen, die Gemeinschaft, sie sind immer so hilfsbereit!

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