GESS WIRD 50 – Die Jahre 1971-1979

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Die GESS war und ist nach wie vor eine gemeinnützige Gemeinschaftsschule, die im Jahre 1971 von engagierten Eltern gegründet wurde und bis heute noch ihren Erfolg und ihr Wachstum den vielen Eltern verdankt, die sich ehrenamtlich ins Schulleben einbringen. Über 5 Jahrzehnte haben die freiwilligen MitarbeiterInnen des Schulvereinsvorstandes strategische Entscheidungen zum Wohle der SchülerInnen getroffen und tun dies auch heute noch. Die GESS ist stolz die Unterstützung einer solch hilfsbereiten Elterngemeinschaft zu haben und möchte in diesem Artikel die Geschichte der Schule und die Veränderungen und Entwicklungen, die über die Jahre erarbeitet wurden, hier einmal zusammen fassen. Mehrere Mitglieder des Schulvereinsvorstandes aber auch MitarbeiterInnen der Schule haben aufgrund ihrer unermüdlichen Beiträge zur Schule in diesen fünf Jahrzehnten das Bundesverdienstkreuz am Bande der Deutschen Bundesregierung erhalten. Zu nennen sind hier Dieter Gumpert (u.a. Vorsitzender), Dr. Ines von Uexküll (stellvertretende Schulleiterin), Jürgen Seitz (stellvertretender Vorsitzender) und Thomas Hufnagel (Vorsitzender).

Die Anfänge in den 70ern

Viele deutsche Firmen, unter anderen die Firma Rollei aus Braunschweig, Deutz, MWM, Siemens und viele Banken etablierten Anfang der 70er Jahre Standorte und Produktionswerkstätten in Singapur. MitarbeiterInnen und deren Familien wurden nach Singapur entsandt und brachten einen verstärkten Bedarf an deutschsprachigen Schulplätzen mit. 1971 gab es insgesamt 84 deutsche SchülerInnen in der bestehenden Schweizer Schule. Im Januar 1971 führte diese allerding einen Numerus Clausus ein, da nicht mehr alle Anmeldungen angenommen werden konnten. Nur Geschwister bekamen noch einen Platz – wenn denn einer frei war.

Gründung „Arbeitskreis Deutsche Schule Singapur“

Aus dieser Zwangslage heraus, gründeten eine Reihe deutscher Eltern am 13.3.1971 den „Arbeitskreis Deutsche Schule“, da ihre Kinder wegen der großen Nachfrage nicht mehr am Unterricht in der Schweizer Schule teilnehmen konnten. Schließlich wurde am 27. Juli 1971 die Deutsche Schule Singapur (DSS) gegründet. Am 30. Mai 1972 erfolgte die offizielle Registrierung der Vereinigung bei der Registry of Societies. Die Deutsche Schule Singapur war damit aus der Taufe gehoben.  

Schon vor der Registrierung der Schule ließ sich die amerikanische Firma Weatherford in Singapur nieder. Die Firma, die auch eine Niederlassung in Deutschland hatte, schickte drei deutsche Mitarbeiter mit ihren insgesamt fünf Kindern nach Singapur:

  1. Familie Schünemann mit zwei Kindern
  2. Familie Voigtländer mit zwei Kindern
  3. Familie Gründel mit einem Kind

Die Kinder sollten natürlich die Möglichkeit haben zur Schule zu gehen. Weatherford ging diese Herausforderung äußerst pragmatisch an und schickte eine amerikansiche Lehrerin, Ramona Margaret Smith, mit nach Singapur, die fließend Deutsch sprach und sogar in Deutschland studiert hatte. Miss Smith war die erste Lehrerin an der Deutschen Schule Singapur und bei den Kindern sehr beliebt. Eine unserer ehemaligen Schülerinnen erzählte, dass viele Kinder das „th“ noch nicht aussprechen konnten und ihre Lehrerin deshalb „Miss Miss“ nannten.

Ramona Margaret Smith

Im Privathaus der Familie Voigtländer im 36 Maryland Drive in der Nähe der Sixth Avenue wurden im oberen Geschoss zwei Räume als Klassenzimmer hergerichtet. Ein weiteres Kind kam noch hinzu und so saßen am ersten Unterrichtstag am 25. August 1971 sechs Schulkinder in ihrer neuen Schule.

Am 07.09.1971, also nur wenige Wochen später zog „die Schule“ ins Haus der Familie Schünemann in der 162 Watten Estate Road um, da es größer war und somit besser als Schule geeignet.

Schon 2 Monate später, am 1.11.1971 stand ein weiterer Umzug an, diesmal in ein Black and White House an der 126 Watten Estate Road in derselben Straße.


126 Watten Estate Road

Da auch dieses Schulhaus bald zu klein wurde, zog die junge Schule am 10.01.1972 erneut um, diesmal in die 3 Jalan Kampong Chantek, in einen Highclass Bungalow. Am 01.02.1972 nahm Frau Barbara Beckhaus hier den Unterricht als zweite Lehrerin der Schule auf. Sie war die Ehefrau des damaligen kaufmännischen Geschäftsführers von Rollei.

Im Februar 1973 wurde Frau Beckhaus zur ersten Schulleiterin der Deutschen Schule Singapur ernannt und unterrichtete dort zusammen mit Ramona Smith.

Barbara Beckhaus

Am 24.03.1973 zog die Schule unter Mithilfe der Elternschaft in ein grosses Kolonialhaus an der Chatsworth Road 42 um. Das Gebäude musste zuvor allerdings erst aufwändig renoviert werden.

Der Schulalltag Anfang der 70er

Die Kantine der Schule war außergewöhnlich, das Essen wurde nämlich von einem Motorradfahrer gebracht. Er hatte Eiscreme und anderes Essen dabei, eine kalte Garküche sozusagen. Außerdem gab es den „Bobby-Bus“ bevor wir in die Chatsworth Road zogen. Der Fahrer hieß Bobby. Er holte die Kinder ab, brachte sie zur Schule und nach der Schule wieder nach Hause.

Später wurde NTUC, die Gewerkschaft mit den blauen Bussen, mit dem Schultransport beauftragt, und ein paar Mütter führten Aufsicht, damit die Kinder vollzählig und ordentlich in den Bus einstiegen.

Zu dieser Zeit gab es schon relativ viele LehrerInnen an der Schule, teilweise auch Teilzeitkräfte. Die meisten Lehrerinnen waren mitausgereiste Ehefrauen.

Das Interesse an der deutschen Schule war groß, sowohl von den Eltern als auch von den Firmen. Ohne die Schule wäre niemand nach Singapur gekommen, aber als diese schließlich etabliert war, ließen sich vermehrt deutsche Firmen in Singapur nieder.

Anerkennung als Deutsche Auslandsschule 1975

Im Jahr 1975 wurde geprüft, ob die Schule offiziell als Deutsche Auslandsschule anerkannt werden konnte. Dank der guten Vorbereitung von Frau Beckhaus und ihrem Team wurde die DSS tatsächlich im selben Jahr als Deutsche Auslandsschule anerkannt und bekam nun auch zum ersten Mal finanzielle Unterstützung aus Deutschland in Höhe von 40.000 D-Mark. Dank dieser kontinuierlichen Unterstützung konnte ein Teil der Gehälter der LehrerInnen gezahlt werden.

Ines von Uexküll kam 1974 mit ihrem Mann für die Kali und Salz AG (heute K+S AG) nach Singapur und führte die Schule 1975 nach Frau Beckhaus‘ Ausscheiden übergangsmäßig. Da Frau von Uexküll Studienrätin war, konnte nun auch der gymnasiale Bereich angeboten werden.

Dr. Ines von Uexküll

Insgesamt hat Frau von Uexküll 15 Jahre an der DSS verbracht und wird besonders wegen der Inzenierungen diverser Theaterstücke und Liederabende in Erinnerung bleiben. Diese Veranstaltungen fanden oft im Wohnhaus der Familie von Uexküll an der 126 Watten Estate Road statt, das einige Jahre zuvor schon als Schulhaus der Deutschen Schule Singapur genutzt wurde. 

Friedhelm Laumann

1975 gab es die Jahrgangsstufen eins bis sechs, aber in jedem Jahr kam eine neue Stufe dazu. In diesem Jahr kam Friedhelm Laumann als erster entsendeter Schulleiter an die DSS. Er war Realschullehrer, doch die Eltern legten großen Wert darauf, dass die neuen 6. und 7. Klassen nach der Grundschule auf gymnasialem Niveau lief. Im Zuge dessen wurde Ines von Uexküll zur stellvertretenden Schulleiterin ernannt und war damit für den neuen Sekundarbereich zuständig. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Schule schon ungefähr 20 SchülerInnen. Eine der großen Herausforderungen von Herrn Laumann und Frau von Uexküll war das rasante Wachstum der Schülerzahlen und die Entwicklung von Lehrplänen für die stets neuen Klassen.

1977 waren es bereits 110 SchülerInnen. Ein paar Jahre später wurde das erste Mal eine Schlussprüfung in der 10. Klasse abgenommen. So hieß damals die mittlere Reifeprüfung, wenn kein Abitur angeboten werden durfte. Mit diesem Abschluss konnten die Kinder, wenn sie zurück nach Deutschland gingen, die elfte Klasse besuchen. Die Schule musste wegen der steigenden Schülerzahlen immer neue Klassenzimmer anbauen, was aus eigener Kraft bezahlt wurde. Es wurden deshalb bald erste Planungen für einen Neubau diskutiert und ein geeignetes Grundstück gesucht.

In der nächsten Ausgabe unseres GESS Magazins können Sie die Fortsetzung der Geschichte unserer Schule lesen.

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