NEUIGKEITEN – Grundschullehrer Shameer Bismilla spricht mit uns über frühkindliche Lese- und Schreibkompetenz

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Shameer Bismilla

Was ist frühkindliche Lese- und Schreibkompetenz?

In meiner langjährigen Tätigkeit als Pädagoge im Bereich der frühkindlichen und Erwachsenenbildung, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass die Entwicklung frühkindlicher Lese- und Schreibkompetenz ein sozialer und kultureller Prozess ist. Sie entwickelt sich nicht isoliert und unabhäng auf natürliche Weise, sondern wird durch soziale Prozesse geformt. In der Vorschule wird den Kindern geholfen, den Sinn der Dinge zu verstehen und die Welt um sie herum zu begreifen. Ihre Erfahrungen bilden die Grundlage für die Sprach- und Leseentwicklung, die sich durch die gesamte Schulzeit zieht. Bei der Planung der frühen Lese- und Schreibentwicklung ist die Sprachgewandtheit einer der am häufigsten vergessenen Aspekte. Die mündliche Sprache dient als Brücke zum flüssigen Lesen und Schreiben, zum Denken und Lernen. Sprachgewandtheit und Lese- und Schreibfähigkeit gehen im Kommunikationsprozess mit allen Menschen Hand in Hand.

Warum ist Lese- und Schreibkompetenz wichtig?

Da die gesprochene Sprache die Grundlage der frühen Lese- und Schreibentwicklung bildet, stellt sie den Übergang von der Mündlichkeit zur Lesekompetenz dar. Meiner Meinung nach ist das Vorlesen der Schlüsselfaktor für die Verbesserung der frühen Lese- und Schreibfähigkeiten von Kindern. Dadurch werden Kinder nicht nur zu besseren LeserInnen, sondern auch zu besseren DenkerInnen und besseren Menschen.

Neben dem Vorlesen sind tägliche Unterhaltungen im Klassenzimmer mit den SchülerInnen die Wurzel der frühen Lesekompetenz. Gute Gespräche unterstützen das Gedächtnis und fördern das Verständnis. Die Art von Gesprächen, die Kinder führen, unterstützt die Risikobereitschaft, fördert das Verstehen und stärkt letztlich eine gesunde, integrative Lerngemeinschaft.

Es gibt vier Arten des Sprechens – erzählendes Sprechen, Sprechen zum Erklären und Suchen von Informationen, mündliche Darbietungen und das Geben und Verstehen von Anweisungen – jede Art des Sprechens spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der frühen Lesekompetenz. Zusammengenommen unterstützen sie die kognitiven, emotionalen und kreativen Aspekte der Entwicklung eines Kindes.

Weit verbreitete Mythen rund um die frühe Lese- und Schreibentwicklung


Mythos 1: Frühkindliche Lesekompetenz = Phonetik

Einer der häufigsten Mythen im Zusammenhang mit der frühen Lese- und Schreibfähigkeit ist die Gleichsetzung mit dem Lehren von Phonetik. Eltern melden ihre kleinen Kinder oft zu „Programmen“ an, in der Hoffnung, einen Vorsprung beim Lesen und Schreiben zu bekommen. Doch der Versuch, einem Kind mit Hilfe von Grundlagenbüchern das Lesen beizubringen, ohne zuvor das phonologische Bewusstsein zu fördern, bleibt erfolglos. Erwachsene vergessen oft, dass Kinder durch Spielen, Sprechen und Vorlesen lernen.

Mythos 2: Zeichnen ist nicht schreiben

Ein weiterer Mythos ist, dass Zeichnen nicht gleich Schreiben ist. Kinder werden mit einer angeborenen Fähigkeit zum Schreiben geboren. Sie schreiben in dem Moment, in dem sie ein Zeichen setzen können. Sie lieben es, mit allen möglichen Schreibwerkzeugen Zeichen auf Wänden, Türen, Gehwegen und Zeitungen zu machen. Wenn sie ein Zeichen setzen, versuchen sie zu sagen: „Ich bin ein Schriftsteller/eine Schriftstellerin“. Viele Erwachsene neigen dazu, den Wunsch der Kinder zu ignorieren, ihre Geschichten durch diese Zeichen auszudrücken. Wir werten ihr Schreiben ab, weil wir den Prozess des Schreibens nicht verstehen. Erwachsene lieben es, die ganze Zeit die Kontrolle zu haben. Wir neigen dazu, dem Kind die Kontrolle zu entziehen, was dann dazu führt, dass wir ihm unnötige Steine in den Weg legen. Es ist die Aufgabe der Erwachsenen, die Freude der Kinder am Schreiben zu nutzen.


5 Tipps zur Förderung der frühen Lesekompetenz

Tipp 1: Lesen, lesen und lesen

Beim Vorlesen geht es nicht nur um das Lesen und Zuhören, sondern auch um das Betrachten, Nachdenken und Sprechen, während man mit den Kindern Bücher liest. Durch das Vorlesen erschließen sich Kinder und Lehrkräfte den Sinn gemeinsam. Kinder brauchen einen reichhaltigen und abwechslungsreichen Umgang mit Büchern und Wörtern und positive Erfahrungen mit Büchern und dem Lesen, sodass sie zu lebenslangen LeserInnen werden.

Tipp 2: Zeit, Auswahlmöglichkeiten und Gespräche

Kinder brauchen unbedingt Zeit, um ihren Sinnbildungsprozess zu verfolgen. Wir müssen ihnen Vertrauen in ihre Lese- und Schreibfähigkeiten schenken und ihre frühe Lese- und Schreibentwicklung ermutigen. Freie Auswahlmöglichkeiten wenn es ums Lesen, Schreiben und Sprechen geht, fördern die Selbständigkeit der SchülerInnen. Wenn wir über Auswahlmöglichkeiten und die Motivation junger LeserInnen nachdenken, ist es nützlich, eine Schatztruhe mit Büchern zu haben, in der sie wühlen können. Ein sinnvolles Gespräch (miteinander sprechen) über die Auswahl von Büchern fördert die Motivation zum Lesen und Schreiben zusätzlich.

Tipp 3: Lese- und Schreibkompetenz greifbar machen

Um die frühe Lese- und Schreibentwicklung weiter zu fördern, müssen wir die Lese- und Schreibkompetenz immer greifbar machen. Wir sollten auf das vorhandene Wissen und die Erfahrungen der Kinder zurückgreifen, um ihr Lernen zu unterstützen. Eine Möglichkeit, wie wir das Lesen- und Schreibenlernen für den Einzelnen real und relevant machen können, ist die Auswahl von Büchern, die den Interessen des Kindes entsprechen. Dies könnte durch den Zugang zu Sachbüchern geschehen, die Aspekte aus dem Leben der Kinder widerspiegeln.

Tipp 4: Geschichten erzählen

Erzählungen sind von zentraler Bedeutung für frühes Lernen und Denken, und kleine Kinder leben in einer Welt voller Geschichten. Erzählungen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Kindern bei der Gestaltung, dem Erleben und der Sinngebung zu helfen. Wenn Kinder sich mit dem Erzählen von Geschichten beschäftigen, entwickeln sie vielfältige Sprach- und Lesekompetenzen.

Das Erzählen von Geschichten hilft Kindern, ein Gefühl für die Abfolge von Ereignissen, einen Sinn für Ort und Zeit zu bekommen, und entwickelt ihr Wissen über die Wörter, die all dies zusammenhalten. Wenn sie ein breites Spektrum von Geschichten hören, z. B. Märchen und Volkserzählungen mit bestimmten Strukturen und Mustern, entwickeln die Kinder ihre Fähigkeit etwas voraus- und absehen zu können.

Tipp 5: Die Wunderwelt der Bilderbücher

Bilderbücher können sehr komplex sein und Geschichten, Gedichte und Informationen auf verschiedene Weise präsentieren, die alle dazu dienen können, Kinder in ihrer frühen Leseentwicklung zu unterstützen. Wenn bei LeseanfängerInnen Wörter und Bilder eng aufeinander abgestimmt sind, kann dies das Verständnis der Kinder unterstützen, da sie sowohl in den Wörtern als auch in den Bildern nach Hinweisen suchen. Wir müssen sicherstellen, dass wir jedes Kind und seine Leseidentität und -vorlieben kennen. Auf diese Weise können wir die Kraft von Bilderbüchern auf die effektivste Weise nutzen.

Shameer Bismillas Top 5 Bücher für die Förderung früher Lese- und Schreibkompetenz

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