Name
Mark Dauth
Schulzeit an der GESS
1987 – 1999 (2. Klasse bis zum Abitur)
Wie ging es nach deiner Zeit an der GESS für dich weiter?
Um die Zeit meines Schulabschlusses waren Filme, Kinofilme und Kinos besonders beliebt. Wir haben uns alle computergenerierte Dinosaurier auf der großen Leinwand angeschaut und ich wusste, dass ich genau das machen wollte. In Singapur gab es damals noch keine Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich des Unterhaltungsgeschäfts. Da ich Deutscher bin und bis dahin nicht in Deutschland gelebt hatte – ich habe bis ich 19 war ausschließlich in Asien gelebt – dachte ich: „Ab ins Abenteuer“ und zog nach Deutschland. Ich wohnte in Frankfurt und versuchte, einen Studiengang oder einen Job im Medienbereich zu finden. Ich fand allerdings heraus, dass das damals sehr schwierig war, weil es keine Kurse gab. Die Universitäten fingen gerade erst an, Kurse im Bereich Videodesign und ähnlichen Themen zu entwickeln. Es war nicht so wie heute, wo jede Universität medienbezogene Kurse anbietet. Anfang 2000 bekam ich ein Praktikum bei einer Firma in Frankfurt. Ich studierte zwei Semester Technische Informatik, was sehr technisch und sehr trocken war. Ich hoffte, von dort in den Bereich der visuellen Effekte zu gelangen, aber es wurde nichts angeboten. Ich brach das Studium ab und machte eine Ausbildung zum Mediengestalter. Das meiste, was ich gelernt habe, habe ich durch Learning by Doing gelernt. Youtube gab es noch nicht, also mussten wir uns viele Dinge selbst aneignen. Ich blieb 11 Jahre bei der Firma, dann wechselte ich zu einer Firma, die sich auf Werbespots spezialisierte. Ich arbeitete an vielen Werbespots für Automobilfirmen, Werbespots für Bier, arbeitete an dem einen oder anderen Spielfilm und nach fast 10 Jahren bei der zweiten Firma wechselte ich zu einer anderen Firma, die ausschließlich an Visual-Effects für Fernsehen und Spielfilme arbeitet. Diese Firma hat zum Beispiel die visuellen Effekte für Game of Thrones gemacht und hat dafür einen Emmy Award gewonnen. Das Unternehmen hat Büros auf der ganzen Welt.
Woran erinnerst du dich besonders gerne, wenn du an deine Zeit an der GESS denkst?
Auf dem Campus in Bukit Tinggi gab es damals einen kleinen Weg in der Nähe des quadratischen Hauptschulgebäudes, der durch dieses sehr wilde Waldgebiet führte. Als wir in der Grundschule waren, fühlte es sich an, als würden wir in den Dschungel gehen. In jeder Pause sind wir dort einfach abgetaucht, ich glaube, irgendwann haben wir sogar versucht, dort ein Haus zu bauen. Es hat wirklich Spaß gemacht, denn niemand hat wirklich darüber nachgedacht, dass dort Gefahren oder wilde Tiere lauern könnten, also sind wir einfach da reingegangen und wenn die Glocke läutete, kamen wir wieder raus. Das waren wirklich schöne Zeiten.
Es herrschte eine sehr familiäre Atmosphäre. Unser Schulleiter Herr Lechner war Biologielehrer und jedes Mal, wenn er wilde Tiere auf dem Schulgelände fand, gab er eine kleine Präsentation im Forum. Alle höheren Klassen kamen dazu und er erzählte etwas über das jeweilige Tier und hielt spontan eine praktische Biologiestunde, z.B. über ein Flughörnchen oder eine giftige Viper. Dies förderte unsere Wertschätzung für das, was um uns herum war. Als es auf das Abitur zuging, war Jürgen Schumann unser Schulleiter und er war wie ein Schulvater. Er kannte jeden mit Namen, er hatte Zeit für jeden und man konnte ihn einfach auf dem Flur ansprechen und sagen: „Hey, ich habe ein Problem, kann ich mal reden?“ und er hat sich immer Zeit genommen. Ich habe allgemein sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit, in der ich mich sehr privilegiert fühlte, auf einer Schule zu sein, in der wir diese Möglichkeiten hatten und in der sie nicht nur Wissen in dich hineinpumpten, sondern dich als Person formten, deinen Charakter formten. Die Schule gab uns eine sehr abgerundete Ausbildung und bereitete uns so gut wie möglich auf eine Welt vor, die zum Glück immer offener wird.
Was vermisst du am meisten an Singapur und deinem Leben hier?
Das Essen! Salted Egg-Krabben, Nudeln mit Pilzen und Hackfleisch oder einfach nur Chicken Rice. Gerade der Frankfurter Raum ist sehr experimentierfreudig, was das Essen angeht, sodass man vieles bekommt, was authentisch schmeckt, aber irgendwie ist es nicht das Gleiche.
Ich vermisse auch, was für ein Abenteuer es war zum Newton Circus zu gehen – ein echtes Abenteuer! Es hat sich so sehr verändert. Ich hatte immer das Gefühl, dass Singapur, besonders für Teenager oder junge Erwachsene, ein bisschen wie ein Spielplatz war, weil unsere Eltern immer sehr beruhigt und entspannt waren, da Singapur so sicher ist. Wenn keine Busse mehr fahren, nimmt man sich einfach irgendwo ein Taxi. Es ist so einfach, sich fortzubewegen. Wir hatten schon sehr früh sehr viele Freiheiten. Es war ein sehr einfaches Leben. Und da wir jung waren, hatten wir sowieso keine Sorgen.
Inwiefern hat deine Zeit in Singapur dein weiteres Leben geprägt und beeinflusst?
In mehr als einer Kultur aufgewachsen zu sein – meine Mutter kommt aus Malaysia und mein Vater aus Deutschland – hat natürlich seine Vorteile. Während unserer Klassenfahrten nach Indonesien, Thailand, Nepal und China haben wir Menschen aus verschiedenen Kulturen kennengelernt und gelernt, diese Vielfalt noch ein bisschen mehr zu schätzen.
Was hast du während deiner Zeit an der GESS gelernt, dass du damals noch nicht wertschätzen konntest, jetzt aber als wertvolle Erfahrung betrachtest?
All die Möglichkeiten, die wir hatten: Sehr kleine Klassen – wir haben unser Abitur mit 16 Leuten gemacht und das war einer der größeren Jahrgänge. Zwei Jahre vor uns waren es 8 Leute. Die Lerngruppen waren sehr klein, wir hatten alle genügend Materialien, wie Mikroskope und andere Gerätschaften für den naturwissenschaftlichen Unterricht, jeder konnte an den Experimenten teilnehmen. Wir verbrachten viel Zeit mit unseren Lehrern. Sie haben uns nicht nur unterrichtet, sondern auch als Menschen geprägt. Sie waren Lehrer mit Leib und Seele. Man hatte das Gefühl, dass sie wirklich etwas vermitteln wollten, den Spaß am Lernen und den Spaß am Fach. Und das ist etwas, wovon wir in der Schulzeit vielleicht ein bisschen genervt waren, aber im Nachhinein zeigt es mir, wie privilegiert wir waren!
Hast du Ratschläge oder Erfahrungen, die du gerne mit den derzeitigen Schülerinnen und Schülern der GESS teilen würdest?
Genießt eure Schulzeit! Die Schulzeit – auch wenn sie nicht immer nur positiv ist und man sich manchmal unter Druck gesetzt fühlt – ist eine wirklich unbeschwerte Zeit. Nehmt so viel wie möglich mit, nicht unbedingt nur Wissen, sondern auch die Erfahrungen, die die Schule euch geben kann, besonders wenn es eine gute Schule wie die GESS ist. Schätzt diese Zeit, denn unbeschwerter wird es nicht.
Du gehörst auch zu den GESS Alumni und möchtest gerne deine Erinnerungen an deine Zeit hier mit uns teilen? Bitte schicke uns eine E-Mail an alumni@gess.sg, wir freuen uns darauf dich kennenzulernen!