Letztes Jahr sprachen wir mit den 2022er-Absolventinnen Sarah (studiert Luft- und Raumfahrt in München) und Tassia (Studentin der Physik in Zürich) über ihr erstes Jahr an der Universität, über den Übergang vom Schulleben an der GESS zum Studentenleben in einer neuen Stadt, einem neuen Land und einem neuen Kontinent und über all die neuen Dinge, mit denen sie lernen mussten umzugehen.
Was gefällt euch am besten am Studierendenleben?
Sarah: Ich fands sehr schön neue Leute kennenzulernen mit anderen Erfahrungen als die, die wir hier in Singapur kennen. Es ist auch schön wieder in Europa zu sein, weil einem das viele Möglichkeiten eröffnet, die man hier nicht so hat, z.B was das Reisen angeht.
Ich muss sagen, dass wir sehr viel mit Lernen beschäftigt sind, für viel anderes haben wir tatsächlich nicht viel Zeit, deshalb habe ich noch nicht so ein richtiges Studentenleben erlebt.
Tassia: Genau, ich finde auch die Interaktion mit den verschiedenen Studierenden von überall her toll. Wir haben auch – obwohl es ein deutscher Studiengang ist – recht internationale Studierende. Ich habe aber auch zum Beispiel Leute von der deutschen Schule in Tokio wiedergetroffen, die ich vom Debattieren schon kannte. Generell ist es super, dieses Studierendenleben kennenzulernen mit all den verschiedenen Ereignissen und Events, die an der Uni stattfinden, bei denen man ganz viel Neues kennenlernen kann und auch aus ganz vielen verschiedenen Bereichen. Das fand ich sehr bereichernd im letzten Jahr.
Was vermisst ihr aus eurer Zeit an der GESS?
Sarah: Freizeit… Ich vermisse es einen strukturierten Tagesplan zu haben, weil man den an der Uni nicht hat und man sich alles selbst einteilen muss. Ich habe das Gefühl, dass ich nie fertig bin mit Lernen, mit Nachbereitung, mit Vorbereitung. Das war in der Schule anders, wenn da der Schultag vorbei war, hat man Hausaufgaben gemacht und dann konnte man andere Sachen machen und das ist jetzt halt nicht mehr so. Ich vermisse auch, dass man am Wochenende wirklich Wochenende hat.
Tassia: Ja, Freizeit vermisse ich auch. An der Uni gibt es einfach sehr viel, was man machen muss und sollte. Vor allem nachbereiten. Ich finde es aber tatsächlich allerdings auch schön, dass man in ein Thema richtig einsteigen kann. An der GESS war ja, wie Sarah schon meinte, alles sehr strukturiert, da kann man sich das Lernen mehr einteilen. Ich fand auch die Gemeinschaft an der GESS sehr schön, man hat gemeinsame Erfahrungen und einfach dieses Gefühl von Gemeinschaft.
Was hat euch besonders überrascht als Erstsemester an der Universität?
Sarah: Dass das Studentenleben nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte ich gehe dahin und dann wird erstmal ein bisschen Party gemacht, aber es geht sofort los mit total viel Inhalt und dann kommt noch dazu, dass es dann Winter ist, wenn man anfängt und man sich erstmal daran gewöhnen muss, dass es um 16 Uhr dunkel ist.
Ich glaube am meisten hat mich überrascht, wie anonym es ist, zumindest bei uns. Das ist schon was, da muss man sich dran gewöhnen, weil gerade hier an der Schule kennt man ja doch alle Lehrkräfte zumindest so ein bisschen. Das hört sich jetzt sehr negativ an. Es ist aber ok, ich glaube es gibt Leute, die kommen da besser mit klar und es gibt Leute, die kommen da nicht so gut mit klar und die brauchen das kleiner und familiärer.
Tassia: Mich hat auch die Größe der Uni überrascht. Wie man dann mit 400 Leuten im Vorlesungssaal sitzt. Irgendwann kennt man die Gesichter und weiß dann sobald man den Raum betritt und die Leute sieht, ob man da richtig ist.
Und die Struktur des Studiengangs ist ganz anders. Bei uns hat man auch quasi anonym die Vorlesungen und kann aber zum/-r Professor/-in gehen und Fragen stellen, aber grundsätzlich ist die Lehrperson niemand, der man sehr nah kommst, außer man arbeitet vielleicht später am Lehrstuhl. Wir haben allerdings Tutorien, in denen man in kleineren Gruppen arbeitet und da die Leute und Höhersemestrige auch besser kennenlernt und so seinen Bekanntenkreis aufbauen kann.
Was habt ihr aus eurer Zeit an der GESS mitgenommen, dass euch jetzt an der Uni besonders hilft?
Sarah: Viele Sachen. Vor allem aber Softskills, die man so durchs allgemeine Leben in einer Gemeinschaft wie der an der GESS mitnimmt. Hauptsächlich habe ich mitgenommen, wie man mit anderen Leuten und anderen Kulturen umgeht, weil auch an der Uni muss man mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten und Kulturen und allem umgehen und das haben wir hier total gelernt.
Tassia: Ich stimme dir zu und vor allem aber auch, dass man sich eine Gemeinschaft aufbaut und da trotz der ganzen verschiedenen Kulturen seine Gemeinsamkeiten sieht und das wertschätzt, was die anderen mitbringen.
Habt ihr Tipps für die diesjährige Abschlussklasse?
Sarah: Dass man sich nicht zu sehr auf einen Weg festlegt im Kopf, dass man auch offen bleibt für andere Sachen. Dass man auch einfach mal etwas anfängt, ohne viele Vorurteile oder ohne sich zu viel vorzustellen und schaut, wie es einem gefällt. Und wenn man dann feststellt, dass es nichts ist, dass es dann ok ist, was anderes zu machen. Bei mir war das zum Beispiel so, ich wollte jahrelang, als ich noch an der GESS war, immer in München studieren und habe mir das immer ausgemalt und dann ist es ganz anders als man sich das vorgestellt hat. Man darf das dann halt nicht zu was Negativem werden lassen. Ich glaube das ist sehr wichtig und dass man auch weiß, dass man im Übergang von der Schule zur Uni vieles neu lernen muss und dafür offen ist.
Tassia: Und vor allem wichtig ist dann auch, dass man diesen Fokus behält, dass man klar eine grobe Idee hat für die Zukunft, aber dass man nicht direkt verzweifelt, wenn etwas nicht klappt oder schwierig ist. Man kann auch im Selbststudium alles aufarbeiten und auch immer irgendwen finden an der Uni, den man fragen kann oder der einem helfen kann und vor allem Freund/-innen können da eine ganz große Hilfe sein.