ALUMNI – Alumni Interview mit Audrey Marti

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Name

Audrey Marti

Schulzeit an der GESS

August 2011 – Juli 2015

Abschlussjahr

2015

Wie ging es nach deiner Zeit an der GESS für dich weiter?

Nach meiner Zeit an der GESS habe ich meine Leidenschaft für alles Geschichtliche an der University of Warwick verfolgt, an der ich Geschichte und Politik studierte. Ich war dort außerdem Stellvertretende Präsidentin der Warwick Belly Dance Society und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Ein Moment besonderen Stolzes war für mich der Abschluss und die Auszeichnung mit der Bestnote für meine Bachelorarbeit, in der es um den Aufstieg populistischer radikaler rechter Parteien in Europa ging und die besonders untersucht hat, welche Rolle politischer Wahlrechtsentzug und Euroskeptizismus spielen.

Nachdem ich mein Studium in Warwick abgeschlossen hatte, war ich nicht ganz sicher, was ich nun tun wollte; ich wusste nur, dass ich positive Veränderungen bewegen wollte (inspiriert durch meine Klassenfahrten nach Indien in der 10. Klasse und nach Bintan und Bali in der 11. Klasse). Deshalb habe ich mir eine einjährige Auszeit genommen, um Praktika zu machen und zu lernen wie ich im privaten und im öffentlichen Sektor positive Veränderungen bewegen kann. Mein erstes Praktikum absolvierte ich in der Flavor-Sustainability-Abteilung bei Symrise, einem deutschen Hersteller von Duft- und Geschmackstoffen. Dafür zog ich in eine kleine Stadt namens Holzminden in Niedersachsen. Ganz schönes Kontrastprogramm zu Singapur und Tokio (wo ich geboren und aufgewachsen bin, bevor ich nach Singapur gezogen bin). Mein Deutschunterricht an der GESS war da auf jeden Fall hilfreich. Es war eine tolle Arbeitserfahrung und die großartigen Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, haben mir viel Eigenverantwortung und mein eigenes Projekt gegeben.

Nach Holzminden bewarb ich mich im Rahmen des Schuman Traineeprogramms erfolgreich um eine Position als Trainee im Europäischen Parlament. Im März 2019 zog ich deshalb nach Brüssel. Ich arbeitete im Policy Department B, das sich mit der Struktur- und Kohäsionspolitik für die internen Richtlinien der Union im Komitee für Kultur und Bildung beschäftigt – im Prinzip also eine Forschungsabteilung.

Obwohl ich dort großartige Erfahrungen gemacht habe, zog es mich doch nach wie vor Richtung Nachhaltigkeit! Ich folgte der Empfehlung meiner Kolleginnen und Kollegen bei Symrise und bewarb mich für ein Masterstudium in Environmental Sustainability in Edinburgh und bereue dies nicht im geringsten. Der Studiengang ist super. Inspiriert von meiner Zeit bei Symrise schreibe ich nun meine Masterarbeit über branchenübergreifende Partnerschaften in land- und ernährungwirtschaftlichen Ketten. Neben meinem Studium habe ich außerdem geholfen, die Clean Energy Access Socials (von Studierenden organisierte Konferenzen und Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit) zu organisieren und bin Social Media-Verantwortliche für die Fakultät Geowissenschaften an der Universität. Im zweiten Semester habe ich außerdem mit einer Gruppe von 30 Leuten an einem Beratungsprojekt zum Thema Fast Fashion für das schottische Parlament teilgenommen. Im Rahmen dieses Projekts haben wir Empfehlungen für das Parlament vorbereitet, um den Fast-Fashion-Konsum junger Menschen in Edinburgh zu drosseln und sie dazu zu ermutigen öfter Gebrauchtes zu shoppen, Vintage-Kleidung zu kaufen oder Kleidung zu recyceln und mit Freunden auszutauschen, anstatt neue Kleidung zu kaufen.   

Woran erinnerst du dich besonders gerne, wenn du an deine Zeit an der GESS denkst?

Das ist eine gute Frage, ich habe so viele schöne Erinnerungen! Die Klassenfahrt nach Indien in der 10. Klasse gehört auf jeden Fall dazu – sie hat mich dazu angeregt über unsere Privilegien nachzudenken. Ich habe während des Trips außerdem eine ganz neue Beziehung zu meinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden aufbauen können. Wir hatten weder Computer noch Handys bei uns und haben stattdessen Karten gespielt und uns richtig kennengelernt. Auch die Landschaft, die wir auf unseren Fahrten durch Indien gesehen haben, war toll. Und auch unsere Klassenfahrten nach Bali und Bintan habe ich sehr genossen! In der Schule hat mir besonders der Geschichtsunterricht mit Herrn Watson gefallen und Kunst mit Herrn Landseer. Wir hatten immer mächtig viel Spaß in unserem Französischunterricht mit Madame Lacoste. Herr Walton, unser Karriereberater, hat mir sehr mit meinem Motivationsschreiben für Warwick geholfen. Ich habe ihm, glaube ich, um die elf Entwürfe geschickt und er hat jeden einzelnen sorgfältig geprüft und mit Kommentaren versehen. Er hat uns auch in unserem Englischunterricht sehr unterstützt. Ich habe zusammen mit Jovana und Sophie als Teil unseres CAS-Programms in der 11. Und 12. Klasse sehr gerne ehrenamtlich im Gift of Love Home gearbeitet, einem Seniorenheim, das von Ordensschwestern geführt wird.

Aber besonders gerne erinnere ich mich daran während der (Mittags-)Pausen auf den Stufen im Forum des alten Campus in Bukit Tinggi zu sitzen, weil sich dort alle trafen, die verschiedenen Jahrgänge und Klassen. Ich habe so viele Erinnerungen daran, wie meine Freunde und ich lachend auf diesen ziegelroten Stufen sitzen.

Was vermisst du am meisten an deiner Zeit an der GESS?

Ich glaube, was ich am meisten an der GESS vermisse, ist Teil einer kleinen Klasse und eines kleinen Jahrgangs zu sein, alle zu kennen und das Wissen darum, dass man sich während der Mittagspause einfach ins Forum setzen kann und neben jedem oder jeder sitzen zu können und mit ihnen zu erzählen, auch wenn deine engsten Freunde vielleicht gerade nicht da sind. Ich vermisse die Leute, diese Verbundenheit, die wir hatten, weil unsere Klasse so klein war; wir waren automatisch irgendwie einfach alle miteinander befreundet.

In der Schule hält man es für selbstverständlich wie engagiert die Lehrkräfte sind, aber in der Universität, und besonders in Bachelor-Studiengängen, hat man nicht annähernd so viel Kontakt mit den Dozenten und Dozentinnen, manchmal kennen diese einen nicht einmal. In der Schule haben wir das Privileg, viel Feedback zu erhalten und das ist etwas, das ich auch während meiner Arbeitserfahrungen vermisst habe. Ich schätze Feedback sehr, sowohl positives als auch negatives und als Erwachsene bekommt man dieses Feedback eben manchmal nicht.


Was vermisst du am meisten an Singapur und deinem Leben hier?

Mittagessen im Lau Pa Sat – ich vermisse das Essen und die Stimmung in Hawker Centres sehr! Mir hat immer gefallen wie laut, aber gleichzeitig entspannt und ausgelassen es dort sein konnte und mein liebstes Hawker Centre war das Lau Pa Sat, es ist wunderschön da. Immer, wenn ich in Singapur zu Besuch bin, gehe ich ins Lau Pa Sat und esse Chendol und Bibimbap. Interessanterweise ähneln meine Lieblingsrestaurants in Europa den Hawker Centres sehr in ihrer Stimmung und Atmosphäre. Mein Lieblingsrestaurant in Edinburgh zum Beispiel ist Soi 38, ein thailändisches Restaurant. Man fühlt sich. als wäre man in einem Hawker Centre.

Ich vermisse, wie einfach es war, Freunde zu treffen und Dinge zu planen, weil Singapur so klein ist. Ich vermisse, wie gut die öffentlichen Verkehrsmittel sind, das hält man schnell für selbstverständlich; die öffentlichen Verkehrsmittel in Europa lassen da im Vergleich zu wünschen übrig.

Hat deine Zeit in Singapur und an der GESS dein weiteres Leben geprägt und beeinflusst?

Auf jeden Fall. Eine international geprägte Erziehung bewahrt eine weltoffene Einstellung. Viele meiner Lehrerinnen und Lehrer, wie zum Beispiel Herr Walton, Herr Watson, Madame Lacoste und Frau Walton, ermunterten mich dazu, mein Bestes zu geben und das weiß ich sehr zu schätzen. Ich war eine gute Schülerin, aber im IB habe ich mich noch mehr angestrengt und ich glaube fest, dass ich das den Lehrkräften zu verdanken habe. Sie haben uns erklärt, was erwartet wird und dies verstärkte die ohnehin schon starke Arbeitsmoral und unterstützte Lernmethoden wie zum Beispiel Dinge auswendig lernen, Karteikarten schreiben, zusätzliche Materialien lesen, wenn man etwas nicht verstanden hatte. Das Wissen um diese Methoden ist auch in meinem Masterstudium noch sehr nützlich.


Was hast du während deiner Zeit an der GESS gelernt, dass du damals noch nicht wertschätzen konntest, jetzt aber als wertvolle Erfahrung betrachtest?

An der GESS wurden wir dazu ermutigt, kritisch zu denken. Besonders im IB im Fach Theory of Knowledge, in dem man lernt kritisch darüber nachzudenken, was in den Nachrichten gesagt wurde oder welche Stellung von Autoren und Autorinnen in den Nachrichten oder in Artikeln eingenommen wird. Dieses Wissen beeinflusst mich nach wie vor und wurde während meines Universitätsstudiums erweitert. Besonders, wenn es um Nachrichten geht, analysiere ich die Situation erst, bevor ich mir eine Meinung bilde. Ich finde, dass das eine sehr wertvolle Lektion ist, die ich nicht für selbstverständlich halte.

Hast du Ratschläge oder Erfahrungen, die du gerne mit den derzeitigen Schülerinnen und Schülern der GESS teilen würdest?

Mein Rat ist, euer internationales Umfeld wertzuschätzen und genauso das Zusammenleben mit euren Eltern. Vielleicht nerven sie euch im Moment, aber ihr werdet sie sehr vermissen, wenn ihr an die Universität geht. Ihr werde vermissen wie einfach es war und auch das Gefühl von Zuhause und zuhause sein, das ihr habt, wenn ihr mit eurer Familie zusammen seid. Genießt diese Zeit. Schätzt die Tatsache, dass eure Lehrerinnen und Lehrer dazu da sind um euch zu unterrichten und zu unterstützen, das ist etwas, das ihr im Arbeitsleben nicht finden werdet. Ihr allein seid für euer Lernen verantwortlich, macht das Beste aus dieser Zeit. Versucht diese Zeit zu nutzen, um eure Ziele zu verfolgen. Wertschätzt eure internationale Erzeihung und das damit einhergehende kulturelle Bewusstsein sowie das Gefühl an der GESS Teil einer kleinen Gemeinschaft zu sein.

Du gehörst auch zu den GESS Alumni und möchtest gerne deine Erinnerungen an deine Zeit hier mit uns teilen? Bitte schicke uns eine E-Mail an alumni@gess.sg, wir freuen uns darauf dich kennenzulernen!

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